Straße der Träume – Chapmans Peak Drive – das erste Mal
Zeit ist ein kostbares Gut und gerade im Urlaub wäge ich sehr genau ob, was ich damit mache, welche lohnenswerten Ziele es gibt und was man unbedingt gesehen haben sollte.
Wir waren 11 Tage in Kapstadt und der Gegend der Klein Karoo unterwegs. Jeden Tag Programm – Oldtimertour durch die Weinberge, Abseilen vom Tafelberg, Quadbiken und Sandborden in den Dünen, auf Safari in Sanbona, bei den Pinguinen in Simons Town und wandern am Kap der Guten Hoffnung. Nun war uns eigentlich nur noch danach all die Eindrücke auf uns wirken zu lassen und gedankenversunken am Meer zu sitzen. Wäre da nicht noch die eine unabgehakte Sache auf meiner „Kapstadt-to-do-Liste“ gewesen.
„Müssen wir denn da wirklich noch hin?“ – höre ich meinen Kumpel fragen. „Es ist doch nur eine Straße am Meer“. Schon – aber was für Eine!
Etwas missbilligend und wohl nur mir zu liebe, steigt Tom ins Auto. Von Simons Town geht es über die Berge bei Glen Clairn rüber nach Nordhook. Wir sind auf dem Weg zum Chapmans Peak Drive – einer der berühmtesten Küstenstraßen der Welt. So ziemlich jede große Automarke hat hier schon die atemberaubende Kulisse genutzt und werbeträchtige Aufnahmen gedreht.Wir fahren den Anstieg hinauf, als sich uns das erste spektakuläre Panorama bietet: Der Blick auf den Longbeach im warmen Licht, der untergehenden Sonne. Kilometerlanger, schönster Sandstrand, türkisblaues Meer mit weißen Schaumkronen der Wellen und ganz im Hintergrund das Wahrzeichen von Kommitije, der Leuchtturm. Zwar waren wir schon an diesem Strand, aber die wirkliche Größe und Schönheit eröffnet sich einem wohl nur, aus diesem Blickwinkel. Ab diesem Moment habe ich Tom wieder auf meiner Seite und es steht nicht mehr zur Diskussion: Den Chapmans Peak Drive muss man erlebt haben, egal wie lang der Tag schon war, wie voll und voller Eindrücke die Zeit in Kapstadt auch bisher gewesen ist.Wie wir, parkt noch eine Gruppe junger Leute hier. Die Musik ist laut aufgedreht, es herrscht Partystimmung und uns umgeben fröhliche Gesichter. So viel Gute Laune steckt an. Wir winken ihnen zu und fahren weiter.Die Straße ist in den Felsen geschlagen und schlängelt sich weit über dem Meer hinauf. Es bietet sich uns ein Blick auf imposante Felsformationen und den tosenden Ozean. Unsere Geschwindigkeit hat sich inzwischen auf Schritttempo reduziert. „Mach langsam, ich brauche noch ein Bild!“ Nicht nur Werbefotografen wollen diese Schönheit festhalten. Die Aussicht hinüber zum Hafen von Houte Bay, zu Seal Island und den Bergen – mir fehlen die Worte. Es ist unbeschreiblich schön.
Wir halten an einer der Parkbuchten und setzen uns aufs Mäuerchen, um die Aussicht auf die untergehende Sonne zu genießen. Dabei sind wir ein wenig wehmütig, denn eigentlich gehört es dazu, dass man so einen Sundowner auch gebührend zelebriert. Am besten mit einem guten Glas südafrikanischem Wein oder unserem neuen Liebling, einem Cider. Aber das hatten wir leider völlig vergessen.Neben uns sind die Jugendlichen angekommen, die wir davor schon getroffen hatten. Sie sind besser organisiert und haben eine ganze Kühlkiste voller Getränke dabei. Es dauert nicht lange, da haben wir uns angefreundet und bekommen 2 Flaschen Cider in die Hand gedrückt. So ist Kapstadt – immer freundlich, weltoffen & kommunikativ.Inzwischen küsst die Sonne die Horizontlinie, beginnt im Meer zu versinken und taucht die Felsen in glühend rotes Licht. Am Himmel formen sich Schleierwolken und wir meinen darin einen Engel ausgemacht zu haben. Und während die Sonne untergeht stoßen wir an: Auf das Leben und die Schönheit Südafrikas!
Für mich wird dieser Abend auf ewig unvergessen bleiben und wann immer ich zurück in Kapstadt bin, zieht es mich auch hinaus zum Chapmans Peak Drive.