Mieterschutz & Schadensersatz – Zwei Fremdwörter in Brasilien
Wie waren wir glücklich nach Monaten im beengten Hotelzimmer endlich eine eigene Wohnung in Brasilien gefunden zu haben, doch dann kam der erste Regen. Und Regen das heißt heißt hier im auslaufenden Amazonas-Gebiet nun mal nicht ein Schauer und gut. Weit gefehlt! Wenn es hier regnet, dann ist das in etwa so, als würde man mit einem Gartenschlauch geduscht werden. In dem Fall mit Folgen für unsere Wohnung….Innerhalb von nur wenigen Minuten steht die Straße unter Wasser und es haben sich regelrecht Flüsse und Bäche auf der Fahrbahn gebildet. An Kanalisation zum Abfluss hat ja hier auch niemand gedacht.Aber nicht nur da staut sich das Wasser, leider auch auf unserem Balkon. Der kleine Abfluss kommt gar nicht nach die Wassermassen auszuleiten. Noch dazu ist unsere Frontverglasung eigentlich nicht für den Außenbereich gedacht. So sitze ich also nichts ahnend vor meinem Rechner an der Arbeit, als nach Wochen und Monaten der Trockenheit der erste Regen einsetzt.Ich muß sagen, ich freue mich über den Regen. Hier ist alles ausgedörrt und staubig. Die Natur ächzt nur so nach dem Leben spendenden Nass. Weniger lustig finde ich es dann allerdings als ich merke, dass der Wind dreht und den Regen gegen die Balkonfront drückt. Das der Abfluss das Wasser nicht aufnimmt und das Wasser ungebremst in die Wohnzimmer fließt. In meiner Verzweiflung versuche ich noch es mit Erdsäcken zu stoppen. Aber weder von Außen noch von innen haben sie eine Wirkung. Das Wasser findet einen Weg.Innerhalb von nur wenigen Minuten steht das halbe Wohnzimmer unter Wasser und ich kämpfe verzweifelt mit den Wassermassen. 6 volle Eimer Wasser schaffe ich aus der Wohnung bis der Regen nachlässt und ich wieder Herrin der Lage bin. Na prima, denke ich mir. Wie soll das denn werden, wenn hier mal so richtig die Regenzeit einsetzt? Wie kann man denn so eine Außentür einbauen? Da hat wieder Jemand mitgedacht. Typisch Brasilien. Selbst durch die Ritzen zwischen Fenster und Tür hat es eingeregnet. Es mag ja hier das ganze Jahr warm sein, aber 3 Monate regnet es eben auch massiv. Daniel ist begeistert als ich ihm am Abend berichte was hier über Tag so los war. Wir setzten uns mit dem Vermieter in Verbindung, aber auch hier nur ein Abwinken. Wie schon damals als es um die Sauberkeit der Wohnung ging. Er denkt also nicht daran die Tür auszutauschen oder irgendwie abzudichten. Großartig! Ich bin stinksauer. In Deutschland könnte man die Miete reduzieren. So was läuft hier aber nicht. Genauso wenig zahlt Jemand Schadensersatz wenn die Möbel vom Wasser aufquellen. Wir machen uns Sorgen, denn unser 3 wöchiger Urlaub steht an und wenn dann die Wohnung unter Wasser steht, dann kümmert sich niemand drum. Daniel widmet also seinen einzig freien Sonntag dem Abdichten der Türen und Fenster. Mit mulmigem Gefühl verreisen wir.Bei der Rückkehr dann das böse erwachen. Die halbe Wohnung muss während unserer Abwesenheit unter Wasser gestanden haben. Der Wasserschutz hat den Regenmassen nicht standgehalten. Das komplette Wohnzimmer und die Küche standen unter Wasser, dass zeigen die Wasser und Dreckflecken. Bloß gut, haben wir die Elektrik noch extra vor Feuchtigkeit geschützt. Der Küchentisch schimmelt, die Füße der Stühle sind mit Wasser voll gesogen und aufgequollen. Sprich, die Essmöbel sind ruiniert. Und wieder der Gedanke, dass es dem Vermieter wurst ist. Ich bin stinksauer. An diesen Dingen merkt man dann mal wieder wie gut der Mieterschutz in Deutschland ist.Es ist noch nicht mal richtig Regenzeit! Wenn hier der saisonale Regen einsetzt, dann fließt das Wasser durchs ganze Haus. Klar, dann regnet es auch nicht wie jetzt nur 30 min, dann kanns auch mal 24h durchregnen. Wir beschließen uns wieder nach einer anderen Bleibe umzuschauen.Ein erneuter Umzug scheint unausweichlich. Wieder fange ich an die Gegend abzufahren und mit den Immobilienfirmen Kontakt aufzunehmen. Doch alle winken ab. Für 1 Jahr wäre es möglich noch ein schönes und vor allem trockenes Heim zu bekommen, aber für nur ein paar Restmonate die wir noch hier sind, will uns niemand vermieten. Lieber lässt man es leer stehen. Der nächste Regen und wieder steht alles unter Wasser. Inzwischen verlasse ich das Haus schon gar nicht mehr ohne den Schreibtisch vom Fenster wegzuschieben und alle Steckdosen nach oben zu legen. Beim ersten Donnerschlag stehe ich mit Wischmob und Eimer am Fenster und warte auf die Flut. Kein Zustand.Aber das ist noch nicht alles was unsere Wohnung im Moment nicht gerade zu einem Heim macht. Seit unserer Rückkehr ist die Wohnung neben uns vermietet. Neue Nachbarn bedeuten in Brasilien auch immer neuer Lärm. Nun auch tagsüber. Man hört jedes Gespräch, jede Fernsehübertragung und sogar die Clospülung. Viel schlimmer ist aber, dass mit den neuen Nachbarn auch ein ganz anderes Geräusch Einzug gehalten hat. Ein Dauerbrummton raubt uns nicht nur nächtelang den Schlaf, sondern auch jeglichen Nerv.
Wir müssen hier raus. Steht für uns Beide fest. Ich bin nach ein paar Nächten ohne auch nur 2 min. Schlaf, nur noch ein Nervenbündel. Unerträglich ist dieses Dauerbrummen um Haus. Wir vermuten eine defekte Lüftungsanlage. Der Weg aufs Dach ist blockiert und ratet, den Vermieter interessiert es wieder nicht. Wir organisieren den Umzug zurück ins Hotel.
Die Balkonfront zu barrikadieren und damit kein Licht mehr in der Wohnung zu haben geht natürlich nicht, wenn noch jemand darin wohnt. Nach unserem Auszug hat der Vermieter die Frontseite dann allerdings sehr schnell vernagelt. Er hat wohl doch gemerkt, dass das Wasser in der Wohnung Schaden anrichtet. Bis zur nächsten Trockenzeit bleibt es wahrscheinlich unvermietet, bis der nächste Mieter auf die Wohnung hereinfällt. So kann man sich die Sarnierung natürlich auch sparen. Auch so eine landestypische Denke:/Das neues Hotel ist diesmal ganz in Innenstadtnähe. Nicht mehr an der Hauptstraße und mit größeren Räumen als unsere erste Bleibe hier. Unsere Möbel, das Geschirr, alles was wir extra angeschafft haben, können wir nun nicht mit ins Hotel mitnehmen. Dafür fehlt der Platz. Alles muss wieder verkauft werden. Natürlich nicht zum Neupreis. Auch für solche Verluste kommt hier niemand auf. Einfach mal Pech gehabt.Aber die neue Bleibe ist schön und entschädigt für den Ärger und Lärm der letzten Monate. Von Außen zwar kein Prachtbau, aber innen sehr gemütlich und vor allen herrscht nachts nun endlich wieder Ruhe. Wir fühlen uns wohl, auch wenn wir jetzt wieder nur einen Raum und ein Badezimmer haben. Das Hotel hat einen Pool und eine gemütliche Lobby, wenn uns doch mal die Decke auf den Kopf fällt, dann können wir wenigstens dahin ausweichen. Ach und trocken ist es auch… also relativ gesehen. Für brasilianische Verhältnisse kommt bei Starkregen jetzt nur recht wenig Wasser rein und es lässt sich mit dem Badvorleger aufhalten:)