“Kiffen in Amsterdam, Beten in Rom und Hangover in Vegas” − steht es auf meiner Reise-to-do-Liste. Die etwas abgewandelte Form von “Eat, Pray, Love” also. Wobei ich den Anspruch habe, meine eigene, spannende Reise zu initiieren und kein Abklatsch zu sein. Ich habe also nun meine 3, 4, 5 Köfferchen ins Auto gepackt und bin nach Amsterdam gedüst. Ganz klassisch bewege ich mich mit dem Rad durch die Stadt oder schippere mit dem Bötchen durch die unzähligen Kanäle. Ich bewundere Werke von Rembrandt im Rijke−Museum und reagiere verstört auf moderne Fotografie in der FOAM−Galerie. Ich knabbere an Käsewürfeln und schnupper an duftenden Blumen. Aber zu einem Amsterdam Besuch gehört eben auch ein Gang in einen der traditionellen Coffeeshops. Ich fliege ja auch nicht nach Rom, ohne das Kolosseum gesehen zu haben. Nun bin ich mit meinen 35 Jahren allerdings eine “Jungfrau” im Umgang mit Rauschmitteln und stets darauf bedacht, mich ans Gesetz zu halten. Aber wie soll ich denn mal meine Kinder vor Drogen warnen, wenn ich es selbst nie ausprobiert habe? Und hier kommt Amsterdam ins Spiel. Hier ist es legal und ich tue nichts Unrechtes.Zielstrebig durchschreite ich die Eingangstür des Coffeeshops, bewege mich auf den Verkaufstresen zu und komme mir im gleichen Moment jämmerlich und beäugt vor. Mein Mut verlässt mich, wie bei einer 5jährigen, die in letzter Minute zum Apfel greift, obwohl sie, die von der Mutter verbotenen Süßigkeiten nehmen wollte. Genauso geht es mir jetzt. Anstatt mir eine Tüte zu ziehen, greife ich zu so einem abgepackten “Happy-Cookie-Muffin” und schleiche mich wieder hinaus. Mit aller Ehrfurcht öffne ich die Verpackung, lese mir die “Bedienungsanleitung” durch und beiße äußerst zaghaft das erste Stück ab. Ich kaue, ich schmecke, ich fühle. Gut, ich fühle nichts in dem Moment, aber das weiß ich nur, weil ich drauf geachtet habe. Also runter damit. 2h später sollte die Wirkung wieder verflogen sein. 3h später und ich hab noch nicht mal einen Anflug von einem Rausch verspürt. Keine bunten Farben, kein Kichern, keine Euphorie. Nur 7 EUR für einen blöden Muffin weniger. Ich bin zerknirscht und beschließe nun doch, meinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Und diesmal ziehe ich es wirklich durch und stehe anschließend paffend auf der Straße. Paffend, weil ich auch als Raucher nichts tauge. Ich hab keine Ahnung, wie man auf Lunge zieht, damit ein Joint richtig wirkt. Aber ich bemühe mich, alles richtig zu machen und sehe wahrscheinlich ziemlich idiotisch dabei aus. Egal, ich tue es aus rein wissenschaftlichen Gründen und zum Schutz meiner Nachkommen. Aber auch diesmal keine Wirkung. Es vergehen 30 Minuten, 40, 50 und wieder bleibe ich völlig nüchtern. “Was für Stoff verkaufen die hier eigentlich? Ist das ein Touristen-Nap? Bekommen nur die Einheimischen die richtigen Rauschmittel?” Es nagt an mir. “Wie viel glücklich machende Süßigkeiten hätte ich für das Geld wohl bekommen?” Naja, ist auch eine Lehre. Zwar nicht die erhoffte, aber wenigstens eine − denke ich mir, während ich zwei kräftige Schluck Bier zu mir nehme.Was sich ganz schnell als großer, großer Fehler herausstellt. Mir ist von der einen Minute auf die andere, spei übel und das gerade, als die Kellnerin mir mein Abendessen vor die Nase stellt. Ich reiße das Geld für die Rechnung aus dem Portmonee und stürme aus dem Restaurant. Keine Sekunde später und ich hätte mich noch am Tisch übergeben. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir je so aus dem Nichts so derart übel war. Spöttische Nachricht dazu auf meinem Handy: “Alkohol und Kiffen verträgt der Ungeübte grundsätzlich nicht. Da passiert biologisch etwas, was dich sehr wahrscheinlich zwingt, den ganzen Mist wieder auszuwerfen.” Danke, dieser Hinweis kam damit auch bei mir an. Sogar in meinem von Übelkeit gezeichnetem, grünen Gesicht. Mei, werde ich eine gute Mutter sein, tröste ich mich. Ich hab meine Lektion gelernt. “Keine Drogen, kein Alkohol und schon gar nicht in Kombination.”
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