Luft, Luft, ich ringe nach Luft! Grad noch wollte ich kopfüber in dieses naturreine, türkisblaue Wunderwasser eintauchen, doch jetzt setzt geradezu mein Herz aus. Eiskalte 10 Grad fühlen sich an meinen Füßen wie 1.000 Nadeln an. Ok, verschieben wir das Abtauchen und geben uns mit Bewundern zufrieden und freuen uns aufs Raften. Heels sind Wasserschuhen gewichen und statt mit Motorkraft & Lenkrad navigiere ich heute mit dem Paddel. Rafting ist angesagt. Location: Durmidor Nationalpark in Montenegro am Fluß „Tara“.Unsere Gruppe ist buntgemischt. Die ängstliche Hausfrau die ihrem Mann zu liebe dabei ist, bis hin zum Vollzeitabenteurer, der beim Wassersport entspannt. Zusammen sitzen wir auf dem Rand des Gummiboots, gewappnet mit selbstriechenden Schwimmwesten und angstbefeuchteten Helmen. Mein Respekt hält sich jedoch in Grenzen, ich will Action. Doch noch gleiten wir sanft und ohne jegliche Anstrengung die Tara entlang. Ich könnte die kleinsten Kiesel am Boden nachzeichnen, so klar ist das Wasser. Gleichzeitig sinniere ich darüber, wie wir unseren Kindern die drecksbraune Plörre in unseren Flüssen erklären, wenn Wasser doch eigentlich „klar“ ist.Mein mentaler Tiefgang wird jäh durch „Right“- Rufe unterbrochen. Mein Einsatz ist gefragt. Kraftvoll trifft mein Paddel die Wasseroberfläche, taucht ein und wird mit einem starken Hieb nach hinten bewegt. Die Schläge wiederholen und meine Mimik verändert sich. Denkerstirn weicht Lachfalten. Ich hab Spaß. Abwechselnd schallt es „Left“, „Right“ & „Everybody“. Der Fluss fordert jede Aufmerksamkeit und Kraft. Jeder Fehler wird mit einer eiskalten Dusche bestraft oder unsanftem Anlanden, an knautschzonenbefreiten Felsen.Vor uns taucht ein weiteres Boot auf. Stetig näher wir uns, sind plötzlich vom Ehrgeiz gepackt und machen nun unser eigenes Tempo. Unser Sportsgeist ist geweckt und auch unser Raftingguide erkennt unseren Tatendrang. Er fordert das andere Boot zum Wettkampf heraus. „Olympiada, Olympiada“ – schallt es. Fortan, befinden sich 2 Boote nicht nur im Kampf mit den Wellen, sondern auch um die Bootsführerschaft.Nur leider paddeln ängstliche Hausfrauen eher wie Omis beim Katzenstreicheln und so fallen wir zurück und werden belächelt. Ehrgeiz wächst mit Unmut. Wir verdoppeln also unseren Krafteinsatz und gewinnen wieder an Land. Stromschnellen und Felsen werden zu unseren Freunden. Was uns erst noch bedrohlich vorkam, nutzen wir für geschickte Paddelschläge. Das Wasser spritzt und die Eiswasser-Dusche motiviert zusätzlich. Es geht voran. „Harder“,„Faster“, „Stronger“ – hallt es in meinem Kopf. Das Paddel sticht ein, drückt mit voller Kraft das Boot nach vorne. Wir ziehen vorbei und nicht nur das, wir hängen die Konkurrenz um Bootslängen ab. Unser 8´ter hat es geschafft und feiert mit einem Highfive.Beim anschließenden Abschlussgrillen ist jede Konkurrenz & Schwäche vergessen. Wir streicheln gemeinsam die Katze der Raftingstation und grinsen uns an, weil wir uns an den Spruch unseres Guides ganz am Anfang erinnern: „Rafting ist nichts für Pussys“.
Wir waren in Montenegro auf dem Fluß „Tara“ unterwegs. Ich weiß leider nicht mehr, wie unser Anbieter hieß. Googelt einfach „Rafting Montenegro Tara“ und ihr werdet sicher den für euch richtigen Anbieter finden. Rafting ist nicht ungefährlich, das sei hier noch erwähnt & jeder muss wissen, welches Risiko er bereit ist, einzugehen. Laßt Euch gut beraten, welches das richtige Level für Euch ist; checkt die Wasserverhältnisse (Regenflut?) und tauscht euch mit anderen Reisenden über ihre Erfahrungen aus. Sicherheitskleidung ist ein Muß, auch wenn es nicht sexy ist! Eure Kamera wird definitiv nass. Habt also entweder eine Actioncam dabei, die das abkann oder ein entsprechendes Schutzgehäuse. Laßt euch für euer Equipment (Handy, Kamera, Auto-Remote) wasserfeste Tonnen oder ensprechende Säcke geben, damit alles nach der Tour noch funktioniert. Denkt an eure Wechselkleidung. Auch Badeschuhe mit Grip halte ich für sinnvoll, aber ein Muß sind sie sicherlich nicht. Und nun: #get up and rock!PS: Die Fotos sind immer an sehr sanften Stellen des Flußes entstanden, da ich damals noch keine Actioncam hatte. Es geht hier phasenweise sehr ruppig zu, also laßt euch nicht durch das Bildmaterial täuschen & informiert euch.