„S11D“ – klingt erst mal abstrakt, dabei ist es die Lebensader von Canaã dos Carajás, der Stadt in der wir jetzt leben. Um genau zu sein, ist es ist das größte Eisenerz-Minen-Projekt in der Welt und wird auch als „Serra Sul“ bezeichnet. Die Mine ist ein offener Tagebau und liegt in der Bergbauregion „Serra dos Carajás“ im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens und damit am äußeren Rand des Amazonas Gebietes. Mit geschätzten 17 Milliarden Tonnen Bänder-Eisenerz verfügt der Standort über eine der weltweit reichsten Eisenerzlagerstätten.Minenbetreiber ist das Bergbauunternehmen VALE, eines der drittgrößten Unternehmen in diesem Segment. Mit einem Marktanteil von 35 Prozent ist die Firma sogar der größte Eisenerz-Exporteur der Welt. Mit einem Investitionsvolumen von 19.5 Billion Dollar wird die neue Mine erschlossen. Diese Investition von VALE ist die größte private Investion in Brasilien in dieser Dekade. S11D soll im Jahr 2016 seine Arbeit aufnehmen. Angestrebt ist der Abbau von 90 Millionen Tonnen pro Jahr, von einem der reinsten Eisenerze der Welt.
S11D – Kritiker bezeichnen das Projekt als politisches Dilemma.
Rohstoffe wie Gold, Diamanten und Eisenerze sind die Lebensader für Brasiliens blasse Wirtschaft. Gleichzeitig steht das Land aber unter enormem internationalem Druck seine natürlichen Ressourcen & den Regenwald zu schonen. Solange der Tourismus in Brasilien mit etwa 0,5 % des Bruttosozialprodukts kein wirklich wichtiger Faktor ist, wird das Wohl der Menschen wahrscheinlich immer zu Lasten der Umwelt fallen. VALE ist jedoch an der Entwicklung eines nachhaltigen Bergwerks im Amazonas sehr starkt interssiert, da sich zunehmend Unmut auch in der eigenen Bevölkerung ausbreitet. Dieser richtet sich gegen die Umweltverschmutzung und die gravierende Zerstörung des Regenwaldes, aber auch Menschenrechtsverletzungen waren in der Vergangenheit ein Thema.Ein moderner Bergbaubetrieb muss wirtschaftliche, soziale, ökologische und technische Aspekte berücksichtigen, das weiß man auch bei VALE. Aus diesem Aspekt heraus, hat die Firma ABB einen 140 Mio Dollar Auftrag bekommen, die Fördertechniken zu automatisieren. Diesen Prozess bezeichnet man mit „truckless mining“. An der Installation dieser neuen Förderanlagen arbeitet mein Freund. Seine Firma ist für den Transport und den Aufbau der Verarbeitungsanlagen (Module) an ihrem Bestimmungsort zuständig.Die „Module“ (riesige Stahlkonstruktionen) sind das Herzstück der neuen Mine. Über modernste Förderbänder werden sie mit den Rohstoffen beliefert, die sie dann aufbereiten und auf Züge verladen. Durch die Verwendung der Förder- und Verarbeitungsanlagen vor Ort, kann der riesenhafte Einsatz an Trucks und der Ausstoß an CO2 Abgasen drastisch vermindert werden. In diesem Zusammenhang verwendet die Branche den Begriff „Truckless transportation“ – was eine der Hauptforderungen des IPPC (Intergovernmental Panel on Climate Change) für die neue Mine war. Das Unternehmen plant 3% weniger Wasser zu verbrauchen, 77% weniger Treibstoff and 50% weniger Emissionen zu verursachen.VALE hat außerdem seine Verantwortung erkannt und arbeitet eng mit den Gemeinden der Region und der Regierung zusammen. Infolgedessen investiert das Unternehmen in gemeinschaftliche Beziehungen, in soziale Initiativen und Infrastrukturprogramme. Lokale Arbeitskräfte werden qualifiziert und Unternehmertum gefördert. Und das alles ist auch für Außenstehende wie mich sichtbar. Medizinische Einrichtungen, Supermärkte & Apotheken haben sich auf die VALE Karte spezialisiert, die Mitarbeitern Vergünstigungen bietet. Der Straßen- und Wohnungsbau wird voran getrieben und es gibt unzählige Schulungs- & Trainingscenter. Auch die Jobvergabecenter sind hier vor Ort angesiedelt. Soweit uns bekannt ist, verdienen die Mitarbeiter bedeutend besser, als der Durchnittsbrasilianer. Der Bergbau ist die Lebensader der Region. Canaã dos Carajás ist eine der am schnellsten wachsenden Städte des Landes. Waren es im Jahr 2000 noch 10.000 Einwohner so sind es jetzt bereits 52.000. Auch für die, die nicht in der Mine beschäftigt sind, ist der Bergbau ein Jobmotor. 30.000 Arbeitsplätze hängen an S11D und damit eine enorme Wirtschaftskraft. Das kommt lokalen Geschäften, der Wohnungsbaubranche, der Hotellerie und der Gastronomie zu Gute.Bei allem Nutzen für die Menschen in der Region hoffe ich, dass sowohl VALE als auch die Menschen hier, sich ihrer Verantwortung dem Lebensraum „Amazonas“ gegenüber bewußt sind. Das erkannt wird, dass Wohlstand sehr wohl auch mit Natur und Umweltschutz einher gehen kann. Und das ein intaktes Ökosystem auch die Lebensqualität der Menschen steigert.