Gerade auf Reisen fällt mir auf, wie sehr die Welt inzwischen vermüllt ist, wie Tiere leiden & Traumstrände zu Müllkippen werden. Hier meine Geschichte dazu und einem Ansatz, der helfen könnte dieses Problem anzugehen:
Kopfschüttelnd & wild mit den Armen fuchtelnd stehe ich an der Supermarktkasse „Não plástico”, versuche ich der Einpackhilfe verständlich zu machen, während mich die Kassierin weiter zutextet. “Keine Plastiktüten” widerhole ich in meinem mageren portugisisch. Jetzt verstummt sie und beide sehen mich mit großen ungläubigen Augen an. “Ich will diese verdammte scheiß Plastetüte nicht” grummel ich vor mich hin, zerre an meiner Tasche und kramer einen Jutebeutel hervor und drücke sie dem Einpacker in die Hand, während ich bezahle.
Ok, sie haben es gecheckt denke ich, bin kurz abgelenkt und gerade als sich meine Aufmerksamkeit wieder meinen Einkäufen zuwende, sehe ich, wie zwar 3-4 Sachen in die Ökotasche gewandert sind, aber der Rest wieder in Plastiktüten verpackt wird. “Não plástico” wiederhole ich nun energisch, während ich dem Mann hinter mir die Tüten aus der Hand reiße und alles wieder auspacke. Mein Jutesack hält mehr aus und ich stopfe den gesamten Einkauf in diese eine Tragetasche. “Geht doch” stammel ich, während der Mann immer noch fragend neben mir steht. Wahrscheinlich denken sie jetzt wieder “doofe Deutsche”, aber das ist mir egal. Wenn ihr es nicht blickt, dass ihr Teil des Mülls in euer Welt seit, dann tuts mir leid. Mit mir nicht. Ich habe Augen im Kopf, ich weiß, was wir dem Planeten mit unseren Plastiktüten antuen.
Allein in Deutschland verbrauchen wir 6.1 Milliarden Plastiktüten im Jahr und dabei haben wir ein schon ein Bewußtsein für dieses Problem und benutzen viel Jutetaschen. Der große Rest der Welt noch nicht. Hier in Brasilien, wo ich gerade bin, scheint niemand eine Wahrnehmung für dieses Problem zu haben. Und dabei leben sie hier sogar in ihrem Dreck. Er ist allgegenwärtig! Zwischen den Häusern stapelt er sich, am Gehwegrand liegt er rum und sogar in den Bäumen haben sich Plastiktüten verfangen. Wenn jeder etwas achtsamer wäre, hätten sie das Problem nicht.
Gerade auf Reisen fällt mir auf, wie sehr die Welt inzwischen vermüllt ist. In unserem deutschen Alltag ist das Problem kaum mehr sichtbar, weil wir alles schön recyceln, aber Massen an Müll produzieren wir trotzdem. So ziemlich jeder Artikel kommt eingeschweißt und in eine Plastikform gepreßt über die Ladentheke bei uns an. Wie oft in der Woche tragt ihr den gelben Sack aka den recyclebaren Müll aus der Wohnung? Fällt es euch noch auf, wieviel ihr produziert?Mir fällt es auf. Am meisten aber im Urlaub, wenn ich an einsamen Stränden spazieren gehe und das türkisblaue Meer genießen will. Dann wenn ich statt Muscheln & Treibholz nur mehr angespühlte Müllberge am Strand finde. Über 10 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in unseren Meeren. Inzwischen gibt es sogar schon Plastikstrudel draußen im Ozean. Der bekannteste ist der Nordpazifikwirbel der sogar den Beinamen Great Pacific Garbage Patch (deutsch: Großer Pazifikmüllfleck) trägt. Früher benannten wir Inseln, heute bekommt schwimmender Müll im Meer einen Namen!
Was dein, mein und unser Müll anrichtet spottet jeder Beschreibung. Nicht nur, dass unsere geliebten weißen Strände jetzt die Anmutung einer Müllkippe haben, nein, wir zerstören auch das Leben im Meer mit unserem Plastikwahn. Googelt doch mal “Plastik Ozeane Tiere” – mir steigen die Tränen in die Augen, wenn ich die leidenden Schildkröten, Delfine und Seevögel sehe.Seehunde verheddern sich an Bierdosennetzen, Vögel sterben am Plastikdeckel meiner Wasserflasche und Schildkröten verschlucken Kleinteile deines Restmülls, weil sie sie für Quallen hielten. Wir können also nicht sagen, dass das Müllproblem der Ozeane nichts mit uns zu tun hat.
Wir entscheiden bereits im Supermarkt was letztlich im Meer landet und später sogar in unseren Mägen. Denn Plastik ändert vielleicht seine Form, indem es von Wellen & UV-Lich zersetzt wird, aber diese Mikroplastikteilchen gehen nie verloren. Sie bleiben im Wasser und landen in den Mägen der Tiere und somit auch in deinem, wenn du Fisch ißt.„Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo.“– sagt Tony Andrady, Chemiker des amerikanischen Research Triangle Institute
Mir ist jedenfalls gründlich der Apettit auf Plastik vergangen und ich lobe mir Supermärkte ohne Verpackungen, wie es sie mehr und mehr gibt in Deutschland. Ich versuche meinen Konsum zu beschränken und falls doch nötig, nur verpackungslose Produkte zu kaufen. Selbst beim Internetshopping habe ich Anbieter gefunden, die das ermöglichen. Und ich trage mit stolz meinen Jutesack rund um die Welt zum Einkaufen und wiederhole zur Not in jeder Sprache dieses Planeten: “Keine Plastiktüte, bitte” Das ist das Mindeste was jeder tun kann.
Und ich wünsche mir, dass wir das alle tun. Ändern wir unser Konsumverhalten, verzichten wir auf Plastik und vor allem auf Plastiktüten und öffnen wir als Reisende auch Anderen mit unseren Bildern von vermüllten Traumstränden und verendeten Tieren die Augen.
Engagiert Euch fürs Meer besonders wenn ihr Taucher, Segler oder Wassersportler seit. Durch euer Hobby habt ihr Glaubwürdigkeit, so wie der 20 jährige Boyan Slat. Als Taucher hat er gesehen, was wir den Ozeanen antuen und er hat eine Idee entwickelt, wie man die Ozeane vom Müll befreien kann. Via Crowdfunding arbeitet er unermüdlich an der Umsetzung seiner Vision. Und auch ich unterstütze sein Projekt, des “Oceanclenups” Schaut Euch an, was er auf die Beine gestellt hat: theoceancleanup.com! Was er alleine erreicht hat, verdient allerhöchsten Resepekt und Anerkennung. Und wir können das auch! Denn jeden Tag an der Supermarktkasse ist es unsere Entscheidung ob Plastik in die Ozeane wandert oder nicht.
So #get up & avoid plastic!Im LINK könnt ihr die Meereströmungen verfolgen und schauen, wohin sich unser Müll so bewegt.
Das Projekt „TheOceanCleanUp“ könnt ihr euch im Link auf der Website anschauen und es via Crowdfunding unterstützen.
Nathan Robinson & Chris Figgener (Fotograf) haben mich mit ihrem Seaturtle-Bildmaterial unterstützt. Sie engagieren sich für die Meeresschildkröten und auch in ihrem Projekt könnt ihr euch als zum Beispiel als Volunteers einbringen. Informationen dazu im Netz unter leatherback.org
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