On Air Plagegeister – Geschichten aus dem Flugzeug
Nervige Nachbarn im Flugzeug – Na ihr kennt das. Euer Sitznachbar fühlt sich ganz wie daheim. Erst mal ausbreiten, Revier einrichten und gleich noch ein paar Grenzübertritte auf eure Seite, damit klar ist, wer hier im Flieger Hausrecht hat. Ich kannte das bisher allerdings nicht.
Bei einem Flug von Madrid nach Guatemala City steuere ich zielsicher meinen Fensterplatz in der letzten Reihe an. Der Gangsitz neben mir ist schon belegt. Der erste Augenkontakt verspricht nur Gutes. Latino Frau, circa Mitte 30ig, einen halben Kopf kleiner als ich. Nicht grad der sexy Typ, wie Eva Longoria – eher so die kleine, dralle Drollige, aber mit augenscheinlich freundlichem Wesen. Man begrüßt sich auf Spanisch, tauscht Namen aus und jeder richtet sich seinen Platz ein. Ich packe meine Tasche unter den Vordersitz, das Laptop an die rechte Seite, die Decke wird um die Beine gewickelt und das Kissen unterstützt den Nacken.Ganz anders das Vorgehen meiner Sitznachbarin. Die wuchtige Tasche wird zwischen den Beinen geparkt, ihre Beine entsprechend an den Seiten nach Außen gestellt. Kissen und Decke auf die gemeinsame Mittellehne gelegt und die Fleecejacke auf mein Knie. Rücksichtsvoll ist anders. Na gut, sie wird sicherlich noch etwas Zeit brauchen, um sich einzurichten. Braucht sie auch. Kissen im Nacken, Jacke an und wieder aus, Ellenbogen zu mir, Decke über die Beine, nein doch wieder über die Lehne, Ellenbogen zu mir. Sie ist zappelig, denke ich mir, gebe ihr aber weiter Zeit sich einzufinden. Die Szene wiederholt sich. Jacke an, Arm rüber, Jacke aus, Ellenbogen an meinem Oberarm. Die Mittellehne scheint aber schon eingemeindet und wir mir gar nicht erst zugestanden. Wieder trifft mich der Ellenbogen. Wie immer unentschuldigt. So langsam sollte sie ihren Platz gefunden haben, die Anderen schlafen sogar schon.Aber nein, Spiel von vorne. Diesmal wird noch die Tasche auf den Schoß gezerrt. Und was ihr an Radius nun fehlt, wird bei mir abgezweigt. Wieder trifft mich der Ellenbogen. Mein „Ich mag erst mal alle Menschen“ wandelt sich in ein „Du Nervbalg, halt endlich still und bleib auf deiner Seite”. Nun muss man dazu sagen, dass ich nicht in der Businessclass reise und es auf den billigen Plätzen ohnehin schon reichlich eng zugeht. Dann möchte ich doch wenigstens die Fläche auf meinem Sitz für mich, wenn mir ein Teil der Armlehne schon nicht zugestanden wird. Aber nein, Fräulein hat zu ihrer Jacke auch noch ihren Arm bei mir geparkt. Höflich schiebe ich die Jacke von meinem Bein. Etwas Grenzkontrolle sollte drin sein.Wieder ein Positionswechsel. Das Kissen fällt auf mich. Nervös scheint mir die Dame nicht zu sein, daran liegt es nicht. Also, Tasche wieder runter, Beine wieder rüber, Kissen und Decke auf die 5 cm breite Armlehne. Was natürlich platztechnisch nicht ausreicht und durch Fläche auf meiner Seite ergänzt wird. Ich derweil verschiebe die Hüfte nach rechts, um ja niemanden zu stören und die Distanz zu wahren. Was allerdings dazu führt, dass Madame ihren Raum noch weiter ausweitet. Ich beschließe nun doch, fordernder zu werden. Ich löse meine verklemmte Rechtshaltung und nehme jetzt meinen vollen Platz ein. Mein Arm schiebt Decke, Kissen und Jacke zurück auf die Mittellehne. Mein Nachdruck wird zur Kenntnis genommen. Der Körpersprache nach, aber nicht mit Wohlwollen. Freunde werden wir ab dem Punkt wohl keine mehr. Die Lage hat sich kurzzeitig beruhigt… bis ich den Sanitärräum aufsuchen muss und die Platzrangelei von vorne beginnt. Na dann:
Happy 12 hour flight!
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