Sikkim – Seelenplatz im Himalaya
Sikkim ist ein besonderer Ort in dieser Welt, dessen Naturschönheit unfassbar intensiv ist, dessen Spirit geradezu greifbar ist und von dessen Menschen eine derart durchdringende Faszination ausgeht, dass ich euch heute mehr über diese vergessene Perle im Himalaya erzählen möchte.
Über Sikkim
Sikkim ist der zweitkleinste indische Bundesstaat und liegt ganz im Norden des Landes. Geografisch gehört dieser Landstrich ins südliche Himalaya. Umgeben ist Sikkim von großen Nationen wie Tibet, Nepal, Butan oder Bangladesch. Bis 19975 war dieser Bundesstaat noch ein eigenständiges Königreich, wodurch es noch heute Sonderrechte genießt.
Fläche und Einwohner Sikkims
Die Fläche Sikkims umfasst gerade mal 7096 Quadratkilometer, was in etwa einem Zehntel Bayerns entspricht. Auf Grund seiner einzigartigen geophysikalischen Lage und klimatischen Bedingungen ist diese Region eher spärlich besiedelt. Gerade mal 600.000 Einwohnern zählt Sikkim, dessen Hauptstadt Gangtok ist.
Wie setzt sich Bevölkerung zusammen
Die Ur-Bevölkerung Sikkims stammt zu großen Teilen von den Indo-Mongolen tibetischer oder nepalesischer Herkunft ab. Die Lepcha waren der erste Volksstamm der diese Region besiedelte. Als Resultat einer massiven Einwanderung aus Nepal stellen mittlerweile ethnische Nepalesen die Bevölkerungsmehrheit. Die alteingesessenen Völker der Bhutia (Denjongka) und Lepcha sind zur Minderheit geworden.
Welche Sprachen werden in Sikkim gesprochen
Zu den wichtigsten Sprachen Sikkims zählen Nepali, Lepcha, Limbu und Bhutia (ein südtibetischer Dialekt). Neben den überregionalen Sprachen Indiens (Hindi und Englisch), gelten auch sie als Amtssprachen. Das macht es Touristen einfach, sich zurecht zu finden und auszutauschen.
Ein anderes Indien
In Sikkim findet man ein ganz anderes Indien, weitab aller Vorstellungen und Vorurteile. Hier ist die Verbundenheit zur Natur und den religiösen Wurzeln spür- und erlebbar. Das Wort „Sikkim“ wird allgemein den Tsong-Wörtern ‚Sukhim‘ zugeschrieben, welches ein neues oder ein glückliches Zuhause bedeutet. Ich glaube, das beschreibt es ganz wunderbar, was man fühlt, wenn man in diese Region reist. Sikkim wurde vom legendären buddhistischen Guru Padmasambhava auch als eine der letzten Utopien der Welt gefeiert. Ich nenne es allerdings lieber die Perle des Himalaya.
Spirit Sikkims
Sikkim ist für mich ein Seelenplatz, an dem man abseits unserer hektischen Welt noch Ruhe, Einkehr und diesen ganz speziellen Spirit findet. Orte wie der Buddha Park of Ravangla haben eine deart kraftvolle Ausstrahlung, das dies wohl Niemandem entgeht.
27% der Bevölkerung Sikkims gehören dem Buddhismus an und obwohl man es gar nicht vermuten würde, sind hier mit 58% die Hindus stärkste religiöse Ethnie. Dies gründet vor allem von den Einwanderern aus Nepal und Restindien. In Sikkim war der Buddhismus lange Jahre Staatsreligion und ist wohl deshalb auch heute noch am präsentesten. Neben Ladakh gehört Sikkim zu den am stärksten buddhistisch geprägten Regionen Indiens.
Genau diese Einflüsse sind es, die das Bild von Sikkim so stark zeichnen. Egal wo man sich bewegt, überall finden sich buddhistische und hinduistische Tempel, Klöster oder Pagoden und mit ihnen die typischen Symbole, Gebetsfahnen oder Skulpturen.
Gipfelparadies, abseits ausgetretener Pfade
Sikkim ist geradezu noch ein Geheimtipp im Himalaya, wo es die meisten Reisenden nur nach Tibet oder Nepal zieht. Dabei steht die Region ihnen in nichts nach. Im Gegenteil. Hier findet man noch die ursprüngliche Faszination, abseits ausgetretener Touristenpfade. Als Reisender trifft man nur wenige Touristen und erlebt ein sehr authentisches Bild. In meinen Augen gibt es nur noch ganz wenige dieser Plätze in unsererer Welt, die noch so unverfälscht sind und es zulassen, dass man in ihre Unberührtheit abtauchen kann.
Sikkim ist mit seiner prädestinierten Lage im Himalaya zudem ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten. Hier findet man den dritthöchsten Berg der Welt, den 8598m hohen Kangchendzönga, kann auf die schneebedeckten Gipfel schauen oder staunend vor türkisblauen Bergseen stehen. Man kann auf Yaks reiten, auf einsamen Pfaden wandeln oder tagelang durch die unberührte Wildnis wandern.
Flora & Fauna – geradezu erfurchterregend
Was vielen auch nicht bewusst ist, nirgends auf der Welt findet man auf einer so geringen Fläche diese reiche Flora und Fauna – von tropischer bis hochalpinen Pflanzenarten. Sikkims botanischer und zoologischer Reichtum ist mit mehr als 4000 Pflanzenarten geradezu überwältigend, was es auch für Naturforscher zu einem besonderen Reiseziel macht. Mich haben allerdings die Reisterassen am meisten beeindruckt. Besonders schön anzusehen waren sie, im warmen Licht der untergehenden Sonne.
Von Rhododendron über Feigen, Lorbeer, Sal-Bäumen bis hin Bambus oder Zypressen, findet man dank der tropischen und alpinen Einflüsse alle möglichen Gewächse in Sikkim, darunter auch 600 Arten von Orchideen.
Paradebeispiel an Sauerkeit & Ökologie
Sikkim steht für mich, als Paradebeispiel für eine saubere Umwelt und für eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Chemie. Im ganzen Land wird man darauf hingewiesen, wie sehr sich die Region dem verschrieben hat. Auch gibt es überall Tafeln, die beschreiben was man selbst tun kann, um die Natur sauber zu halten. Etwas, was ich von Indien nie erwartet hätte.
Tierwelt – Überraschungen inklusive
Aber nicht nur das, auch die Tierwelt hält einige Überraschungen parat. So zum Beispiel den seltenen Schneeleoparden, den Himalaya-Schwarzbär, den rote Pandabär, das Moschustier und das Blauschaf. Ich war ganz verliebt in die Yaks. Sehen die nicht einfach knuffig aus, mit ihren „Stricksocken“ auf den Hörnern?
Und auch Birdwatcher kommen hier ins Schwärmen. Sikkims reiche Vogelwelt kann mit 550 Arten aufwarten und bildet damit 30% aller Vogelarten, die auf dem indischen Subkontinent zu finden sind, ab. Darunter dem sind Luftakrobaten wie der Riesen-Bartgeier, Adler, Whistling Thrush (Purpurpfeifdrossel), Minivet, Bülbül und Fasanen. Aber hey, auch ganz simplen Spatzen findet man hier….
Was mich an Sikkim fasziniert
Was mich am meisten an Sikkim beeindruckt hat, war die Mischung aus unfassbar schöner Landschaft, aufgeschlossenen Menschen, die tiefe Religiosität und all die prachtvollen Klöster. Ich war vom indischen Tourismusverband in diese Region eingeladen und konnte erst vor Ort so richtig begreifen, was die Faszination dieses Bundesstaates so ausmacht. Zu wenig gab es im Netz was mich wirklich auf diesen Besuch vorbereitet hätte.
In Gangtok angekommen und vor dem ersten Kloster stehend überwältigten mich dann meine Gefühle, mir kullerten die Tränen aus den Augen und ich war tief ergriffen von diesem Ort. Und das blieb auch in den Folgetagen genau so. All die Plätze die wir auf unserem 5 tägigen Trip durch Sikkim besuchten, vereinnahmten in einer Weise, wie ich es kaum anderswo in der Welt erlebt habe. Man spürt den Spirit hier einfach und kann sich ihm unmöglich entziehen. Immer wieder ertappte ich mich dabei, einfach berührt von diesen Orten zu sein und ein tief empfundenes Glück zu spüren, wie ich es nur selten irgendwo anders erlebt habe. Deshalb wird Sikkim auch auf Ewig einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen haben.
Anreise nach Sikkim
Es gibt viele Arten die Region zu bereisen. Ich bin bis und von Bagdogra geflogen und bis Gangtok mit privaten Fahrern gefahren. Beim nächsten Besuch würde ich aber ganz sicher den Helikopter für das letzte Stück wählen. Einfach weil ich gerne fliege, die Anreise damit schnell geht und auch noch sehr günstig ist. Alle Möglichkeiten habe ich euch hier zusammen geschrieben:
Flugzeug
Von Europa geht es am einfachsten nach Delhi und von dort aus nach Bagdogra (bei Siliguri). Optional gibt es auch Strecken über Kolkata oder Guwahati oder Kathmandu nach Bagdogra. Um nach Gangtok zu kommen empfehle ich, den Helikopter zu nehmen, da die Wegstrecke doch reichlich beschwerlich und zeitraubend ist. Meines Wissens ist so ein Helicopter Charter mit umgerechnet 25 Dollar sehr günstig und ein riesen Erlebnis. Wer auf dem Landweg reisen möchte muss bis Gangtok mit 4 bis 6h Fahrzeit rechnen. Gut beraten ist man zudem mit einem privaten Fahrer.
Zug
Mit der Bahn kann man aus jedem Teil Indiens nach New Jalpaiguri oder Siliguri anreisen. Von da nach Darjeeling mit dem Bus/ Taxi sind es etwa 80 km und 3 Stunden Fahrtzeit. Der Toy Train der Darjeeling Himalayan Railway fährt vom Bahnhof in Siliguri in das nur 80 km entfernte, aber 2.000 m höher gelegene Darjeeling und könnte eine weitere Option sein.
Busse
Fernbusse verkehren von den größeren Städten in Westbengalen und Assam nach Siliguri. Ausprobiert habe ich sie nicht, um hier umfassend Tipps zu geben.
Taxi/ Privater Fahrer
Empfehlenswert und auch bezahlbar sind private Fahrer für die Region. Sie kennen die schnellsten Verbindungen, die besten Straßenverhältnisse und schönsten Sehenswürdigkeiten. Für Empfehlungen kommt bitte gerne auf mich zu.
Unterkünfte, Hotels und Homesays
In Sikkim gibt es für jeden Reisetyp die passende Unterkunftsart. Das kann ein einfaches Bed & Breakfast sein, ein schickes Hotel aber auch ein ganz authentischer Homestay. Letzteres würde ich euch am meisten ans Herz legen. Zwar sind diese Räumlichkeiten zumeist ganz einfach eingerichtet, aber euch wird so unfassbar viel Gastfreundschaft und Interesse entgegen gebracht, dass ihr es lieben werdet. Zudem unterstützt man hier auch die einfachen Menschen und gibt ihnen eine Einkommsquelle und finanziert nicht eine anonyme Hotelkette. Ihr werdet auch erstaunt sein, wie liebevoll ihr in den Homestays umsorgt und bekocht werdet. Vertraut mir!
Wissenswertes
Es gibt noch ein paar Dinge, die man beachten sollte, wenn man nach Sikkim reisen möchte. Durch die Höhe, ist es ratsam ganz genau auf seinen Körper zu hören und sobald man Anzeichen von Höhenkrankheit bekommt, entsprechend darauf zu reagieren und ggf. einen Arzt aufzusuchen. Vorbeugend empfehle ich viel zu trinken und sich langsam an die Höhe zu gewöhnen. Beachtenswert sind auch die Temperaturunterschiede. Auch wenn es tagsüber in den Sommermonaten sehr angenehm warm ist, kann es nachts doch empfindlich kalt werden. Stellt euch darauf ein und nehmt unbedingt warme Sachen mit.
Geschützte Regionen
Es gibt in Sikkim geschützte Regionen die von der indischen Armee kontrolliert werden und für Besucher nicht zugänglich sind. In diesen Bereichen sind auch jede Art von Satellitentelefonen verboten. Gerade bei Treckingtouren empfiehlt sich deshalb ein ortskundiger Guide. Bitte agiert auch bei militärischen Anlagen umsichtig und verzichtet völlig darauf, hier zu fotografieren.
Wichtig für die Anreise
Ausländische Besucher müssen in einer Gruppe von zwei oder mehr Personen reisen und brauchen neben dem Visum für Indien auch ein spezielles Besucherpermit bei Grenzübertritt nach Sikkim. Hier helfen registrierte Reisebüros weiter.
Fazit
Wer ein anderes Nepal, Tibet oder Indien sucht, der ist in Sikkim genau richtig. Diese Region ist noch etwas für Abenteurer, die gerne andere Wege gehen und das Authentische mögen. Sikkim ist zudem der perfekte Platz für Sinnsuchende, die nach Spirit und geistiger Entwicklung Aussschau halten. Diese Region ist einfach der ideale Platz sich wieder zu erden und darauf zu besinnen, was im Leben wirklich glücklich macht. Probiert es aus und meldet euch gerne, wenn ihr noch Tipps & Hilfestellungen braucht.