Sind Reisen zu Corona-Zeiten ethisch und sozial vertretbar?
Ist es ethisch und sozial vertretbar, zu Coronazeiten zu reisen? Mit dieser Frage sehen sich viele Reisende konfrontiert. Ich möchte dir gerne erklären, warum ich das Reisen empfehle und auch, warum ich den Tourismus gerade jetzt unterstütze.
Reisen ist sehr in Verruf geraten, gerade wenn man sich an die Titelzeilen zu Sansibar oder das Bashing von Böhmermann wegen der Dubai-Influencer erinnert. Auch die Reaktionen auf Instagram Posts sprechen eine eindeutige Sprache. Man wünscht Reisenden sogar den Tod, betitelt sie als Seuchenverbreiter und Pandemietreiber. Dem möchte ich mit belegbaren Argumenten entgegenstehen.
Ich möchte dir Gedanken mitgeben und hoffe, dass du dann selbst recherchierst, dich vernetzt und dir daraus eine fundierte Meinung bilden kannst. Ich hoffe, dass du mit dieser differenzierten Meinung dann auch eine Entscheidung für dich treffen kannst, ob du in diesen Zeiten reisen möchtest oder nicht.
Mir ist es eine Herzensangelegenheit, den Tourismus zu unterstützen
Wenn ich jetzt empfehle zu reisen, dann hat das einen guten Grund. Nicht nur, weil ich in oft zitierten Ländern wie Brasilien und Südafrika gelebt und weltweit durch das Reisen viele Freunde habe, kenne ich die Lebensverhältnisse und Zahlen. Ich verfolge das Leben meiner Freunde und stehe in ständigem Austausch mit ihnen. Ich schaue also über den Tellerrand und sehe deshalb auch die Folgen des ausbleibenden Tourismus und diese sind fatal.
Und Tourismus das sind nicht nur die großen Hotelketten und Touristikkonzerne, das übersehen viele. Wegen der Corona-Krise sind in diesem Jahr UN-Generalsekretär António Guterres* zufolge weltweit rund 120 Millionen Jobs im Tourismus direkt bedroht. Das sind hier all die kleinen und großen Reisebüros und jeder ihrer Mitarbeiter. Das sind Familienbetriebe, Anbieter von Exkursionen & Workshops bis hin zu Sprachschulen. Das sind Piloten, Kapitäne, Tourguides, Busfahrer bis hin zum Fährtenleser. Das sind Gästehausbetreiber ebenso wie Zeltplatzvermieter oder Liftwarte.
Das sind die Hausdamen genauso wie der Chauffeur oder der Künstler. Das sind auch alle im Hintergrund wie Wäschereien, Baufirmen, Interior-Unternehmen und selbst die Webdesigner. Vergesst auch nicht die Menschen, die Unterkünfte und Restaurants mit frischen Lebensmitteln versorgen. Somit sind auch die Kleinbauern, die Fischer oder gar der regionale Imker betroffen. Es hängen also so viele Existenzen am Tourismus, die oft gar nicht wahrgenommen werden.
Die harte Realität
Rund 821 Mio Menschen* leiden weltweit an Hunger. Was denkst du, wie viele leiden jetzt mehr an den Folgen der weltweiten Corona-Maßnahmen? Wie viele sind konkret von Hunger & Verelendung betroffen, weil der Tourismus & die Economie dieser Länder zusammengebrochen sind? Hast du es je recherchiert?
Die UNO hat bereits 2020 vor Hungersnöten „biblischen Ausmaßes“ als Folge von Covid-19 und den Maßnahmen zu dessen Eindämmung gewarnt. Mehr als 55 Millionen Menschen* in sieben der am schlimmsten betroffenen Länder sind mit einer schweren bis extremen Ernährungsunsicherheit konfrontiert, die teilweise an eine Hungersnot grenzt. Man ging damals bereits von bis zu 12.000 Menschen täglich aus, die an den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie verhungern und damit vielleicht mehr als jeden Tag an der Krankheit sterben. Wusstest du das?
Bewusstes Reisen
Deshalb finde ich sehr wohl, dass sich ein Blick über den Tellerrand & auch (bewusstes) Reisen lohnt. Denn in allen Ländern dieser Welt hängen Existenzen & Menschenleben am Tourismus. Selbst auf Mallorca hungern Kinder. Wie schlimm ist dann wohl erst die Lage in Dritteweltländern, in denen es keine Sozialleistungen gibt?
Wenn sich jemand dafür entscheidet zu reisen, dann unterstützt er das Überleben der Menschen dort. Er hilft mit, dass ein Vater sein Geschäft weiter führen, seine Familie ernähren & die Kinder zur Schule schicken kann. Deshalb finde ich es nicht verwerflich, zu reisen. Gerade in den Ländern der 3´ten Welt ist Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Wenn die Reisenden ausbleiben, dann fehlt vielen Menschen dort schlicht die Lebensgrundlage, aka Essen & gesundheitliche Versorgung!
Ich wünsche mir, dass niemand verurteilt wird, wenn er sich dazu entscheidet zu reisen. Reisende müssen vor Flug einen negativen Test bei der Airline bzw. bei Einreise im Zielland vorzeigen. Sie sind also gesunde Menschen wenn sie ankommen. Sie nehmen demnach auch Niemandem vor Ort ein Krankenbett weg. Bei Rückkehr gehen sie in Quarantäne & müssen 2 negative Tests vorweisen, um „frei“ zu kommen – sie sind also nach dem Urlaub auch gesunde Menschen & für niemanden hier ein Risiko. Warum machen „gesunde Menschen“ dennoch vielen eine solche Angst?
Virusgeschehen weltweit
Zumal sich die Meisten nie mit dem Virusgeschehen in Indien oder Südafrika beschäftigt haben, aber jetzt über Reisende urteilen. Diese Länder haben bedeutend bessere Zahlen als hier in Deutschland. Stand 03.2021 hat Südafrika eine Inzidenz von 11 und das, obwohl die sogenannte „Südafrika-Mutation“ grasiert. Jeder Fünfte hat HIV und viele Menschen leben in bitterer Armut – hätten sich die Leichen nicht stapeln müssen? Taten sie nie. Aktuell gibt es keinen Lockdown, es ist alles offen und es funktioniert.
Zudem sind gerade viele arme Länder in Afrika bedeutend Pandemieerfahrender als die Europäer. An Flughäfen gab es schon vor Corona Bodyscanner und Temperaturkontrollen oder in Supermärkten Desinfektionsspray. Wie sonst hätte man Ebola oder auf Madagaskar die Pest in den Griff bekommen?
Auch wird nie in Relation gesetzt, wie groß Brasilien im Verhältnis ist und wie viele Menschen da leben. Das Land hat 209,5 Millionen Einwohner. Deutschland hat hingegen 83.190.556 also gerade mal 40% im Vergleich. Entsprechend müssen auch die Zahlen in Relation gesetzt werden. Brasilien hat als Dritteweltland 279.286 Tote zu beklagen. Im Vergleich dazu hat Deutschland
Pauschalisierung
Pauschal wird gerne behauptet, dass kritisch berichtende Journalisten verhaftet werden und man deshalb nichts mitbekommt. Das ist schlicht falsch. Dazu sollte man in erster Linie mal verstehen, wie die Medien dort funktionieren. Da gibt es noch Presse, die nicht am Tropf der Regierung hängt und sehr kritisch alles auseinandernimmt. Gäbe es eklatante Missstände zwischen Regierungsmeinung und tatsächlichen Toten wäre es ein gefundenes Fressen für die Presse und es würde publiziert werden.
Zudem wäre es so, dass wenn die Menschen reihenweise sterben würden, auch die Einheimischen auf der Straße wären – dann wäre Bürgerkrieg. Von Südafrika bis Brasilien haben die Menschen eine ganz andere Protestkultur als wir hier. Weder in Brasilien noch in Südafrika läßt man sich von Demoverboten abhalten auf die Straße zu gehen. Ich hab solche Proteste mit brennenden Straßenblockaden schon erlebt und kann durchaus mitreden.
Oder nehmen wir mal beispielhaft das hier so gescholtene Tansania.
- Das Durchschnittsalter liegt bei 18,3 Jahren, in Deutsschland liegt es bei 45,8 Jahren. Das heißt der Anteil an Risikopatienten in der Bevölkerung ist bedeutend geringer als in Deutschland.
- Der Altersmedian der Corona-Verstorbenen in Deutschland liegt bei 82 Jahren. Das heißt die Hälfte der Verstorbenen ist älter als 82 Jahre. In Tansiania ist genau diese Bevölkerungsgruppe schon viel kleiner.
- Das Leben findet in großen Teilen außen statt, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind sehr hoch bzw. höher als in Deutschland. Erwiesenermaßen tötet UV-Licht* das Virus und es verbreitet sich an der frischen Luft schlechter. Es braucht 15 min. direkten Spuckkontakt mit einem Erkrankten, um sich überhaupt anzustecken.
- Es wird gemunkelt, dass bereits im Januar/ Februar die erste Welle übers Land zog, was zu diesem Zeitpunkt jedoch keiner gewusst hat. Dies bestätigen auch Auswertungen von Ärzten aus Nairobi. Da bedingt durch die junge Bevölkerung die meisten Corona gar nicht mitbekommen, scheint man in Tansania einer Herdenimonisierung bereits viel näher zu sein.
- Auch hat Tansania einen anderen Umgang mit BigPharma, was sich aus deren Erfahrungen in der Vergangenheit ableiten lässt (siehe Beispielhaft der Film „Der ewige Gärtner“, den ich wärmstens empfehlen kann)
Zahlen & Fakten
Corona ist, wie die Grippe auch, eine schwere Krankheit, kann zum Tode und zu bleibenden Schäden führen – ohne Frage. ABER…
Wir haben hier in Deutschland eine statistisch gesicherte Wahrscheinlichkeit von 99,9X Prozent NICHT an Corona* zu sterben. Betrachten wir mal ganz pauschalisiert das Alter von 20ig Jahren (da mit Afrika vergleichbar): Für nicht infizierte 20-jährige Männer liegt eine 0,042 Prozentige Wahrscheinlichkeit zugrunde, an Corona zu sterben. Für Frauen ist der entsprechende Wert mit 0,018 Prozent sogar weniger als halb so groß.
In Afrika ist aufgrund der oben genannten Gegebenheiten die Gefahr also noch geringer. Was also trifft dort wohl eher und wahrscheinlicher ein – an Corona zu sterben oder zu hungern und deshalb krank zu werden und zu sterben?
Noch ein Punkt den ich dir mitgeben möchte, der immer diskutiert wird. Muss „Reisen“ jetzt sein. Kann man nicht einfach mal die Füße still halten. Das läßt sich auf alles übertragen. Das Treffen der Freunde, den Besuch der Oma im Altersheim, die Umarmung mit den Liebsten. Woher willst du wissen, dass wir später noch die Möglichkeit dazu haben? Vielleicht ist genau jetzt die einzige und letzte Möglichkeit? Weil jeder Tag für dich, mich und sie, der letzte sein kann. Vielleicht gibt es nur noch jetzt die Chance diese Menschen zu treffen und Erfahrungen zu machen, die wir nie wieder sonst machen können. Und wer darf über unsere Zeit entscheiden? Ich habe dazu einen sehr bedachten Beitrag gefunden, für den man sich gerne mal Zeit nehmen kann, um genau das zu hinterfragen: https://youtu.be/qtmg3ZhnNEk.
Fazit
Vielleicht verstehst du jetzt meine differenzierte Meinung zu Reisen in Corona-Zeiten habe. Warum ich den Tourismus unterstütze und Freunden und Partnern mit meinen Beiträgen helfen möchte.
Jeder kann mit einer Reise seinen Beitrag leisten, die Menschen vor Ort zu unterstützen. Jede Hotelzimmerbuchung, jeder Ausflug, jeder Restaurantbesucht sichert Arbeitsplätze, Existenzen und damit auch Menschenleben.
Dir möchte ich mitgeben, dich zu vernetzen. Das geht sehr einfach über Instagram oder Facebook-Gruppen. Finde darüber Locals oder andere Reisende, die dir aus erster Hand berichten, wie die Lage vor Ort wirklich ist. Lies auch internationale Medien, auch sie liefern gute Indikatoren, wie die Lage in den jeweiligen Ländern ist. Recherchiere zudem Zahlen und Fakten einmal selbst. Setz sie in Relation und mach dir Gedanken darüber. Das hilft, Ängste abzubauen und eine realistische Einschätzung für deine eigene Sicherheit und Gesundheit zu bekommen. Zudem kannst du auch immer auf mich zukommen, wenn es dir ein Anliegen ist. Ich freue mich auf Austausch.
*Quellen:
Jobs im Tourismus:
https://manager-magazin.de/unternehmen/corona-krise-bedroht-weltweit-120-millionen-jobs-im-tourismus-a-73bdcf07-c7fc-41d5-b6dc-bdd0e9636f20
Weltuhunger
https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger
Unterernährung
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38187/umfrage/anzahl-der-hungernden-weltweit/
UN – biblisches Ausmaß an Hunger
https://oxfam.org/en/world-brink-hunger-pandemic-coronavirus-threatens-push-millions-starvation
150 Mio Kinder betroffen
https://unicef.org/press-releases/150-million-additional-children-plunged-poverty-due-covid-19-unicef-save-children?fbclid=IwAR1cm4TPgc0wa484rI3sF33leh3WKqk-COmXWm2VPXQAcbeFYAzdVKiznwg
Gefahr an Corona zu sterben
https://aerzteblatt.de/nachrichten/120400/Berechnung-Sterberisiko-durch-Corona-bei-Aelteren-mehr-als-verdoppelt
PCR-Test kein Nachweis von aktiver Infektion laut WHO
https://who.int/news/item/20-01-2021-who-information-notice-for-ivd-users-2020-05
Den Einfluss der Lockdowns auf das Virusgeschehen:
https://nature.com/articles/s41598-021-84092-1.pdf
Zerfallindex des Corona-Virus
https://wetter.de/spezial/corona-zerfallsindex#8/52.919/8.879
Depressionen & Selbstmorde bei Kindern:
https://aier.org/article/more-covid-suicides-than-covid-deaths-in-kids/
wfp.org/news/wfp-chief-warns-hunger-pandemic-covid-19-spreads-statement-un-security-council
un.org/en/chronicle/article/losing-25000-hunger-every-day
https://news.un.org/en/story/2020/04/1062272
Verlorene Lebensjahre Hungertote:
worldometers.info/world-population/africa-population/
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_past_life_expectancy
Update:
Laut Minister Müller werden „an den Folgen der Lockdowns weit mehr Menschen sterben als am Virus “: Alleine 30 Mio. Menschen verhungern. Über 100 Mio. stürzt es in extreme Armut. 1,6 Milliarden verlieren ihre Existenz. 26 Mio. Kinder erhalten keine medizinische Versorgung. 1,2 Mio. zus. Todesfälle bei Kindern, Maske richtet psychische Schäden an, Triage in Kinderpsychiatrien. Studie Juni 2020: „In 6,5% der Haushalte (750.000) wurden Kinder gewalttätig bestraft, 3,6% der Frauen (850.000) Opfer körperlicher Gewalt. Und: Je länger die Lockdowns, desto größer die Schäden.